Der Teufelskanzel gegenüber stand auf hohem Berge die Drachenburg. Der Ritter, ein finsterer Mann, hatte eine einzige Tochter, die er streng bewachte. Dennoch geschah es, daß sie einen jungen Ritter lieb gewann. Als dieser ihre Hand begehrte, erkannte der Burgherr in ihm den Sohn seines Todfeindes. Hohnlachend und mit Schmähworten wurde die Werbung abgewiesen. Da erhob der Jüngling drohend die Faust und schwur, daß dieser Schimpf nicht ungerächt bleiben solle.
Dem Burgherr aber wurde Angst, denn seine Burg war teilweise sehr baufällig. Sorgenvoll ging er umher, und ruhelos verbrachte er die Nächte. Da hatte er einen Traum. Der Teufel erschien ihm und versprach, in einer Nacht bis zum Hahnkrähen eine starke Mauer um seine Burg zu bauen. Dafür verschrieb ihm der Burgherr seine Tochter. Der Teufel hielt Wort. Nur noch der Schlußstein fehlte.
Eben schleppte er ihn in der Luft herbei. Da krähte der Hahn, und krachend schmetterte der Satan den mächtigen Stein zur Erde. In Schweiß gebadet erwachte der Burgherr.
Monatelang blieb alles ruhig.
Der Burgherr eilte hinauf zum Turme, um selbst Umschau zu halten. Zu groß war die Zahl der Feinde! Da dachte er in seiner Not an seinen Traum und an die Macht des Teufels. Ihn will er zur Hilfe rufen! Plötzlich aber fährt ein Blitzstrahl hernieder, krachend hallt der Donner, der ganze Berg erbebt. Ein fürchterliches Gewitter entlädt sich.
Sinnlos vor Furcht und Schrecken eilt der Schloßherr hinaus in den Wald. Da – ein neuer Schlag, und plötzlich steht die Burg in Flammen. Der junge Ritter aber, der währenddessen den Berg erklommen hat, eilt hinein ins brennende Gebäude, um seine Braut zu retten. Bald kehrt er wieder, die Jungfrau im Arm. Das Schloß sinkt in Schutt und Asche; den Ritter vom Drachenfels aber findet man der Burg gegenüber auf mächtigem Steine. Dort liegt er hingestreckt, vom Blitz erschlagen. Der Teufel hat ihn geholt. Bis auf den heutigen Tag heißt dieser Felsen „die Teufelskanzel“.
Quelle: Naturparkinformationszentrum und Touristinformation / Oberland am Rennsteig