Die garstige Katz

In der Blendwiese bei Judenbach stand eine Mühle, von welcher jetzt nur noch der Damm des Teiches übrig ist.

 

Eines Abends kommt ein Bärenführer vorbei und bittet für sich und seinen Bären um Nachtquartier. Der Müller spricht: „Hab nichts dagegen, nur binde den Bären in den leeren Ochsenstand.“ Der Bärenführer sagt: „Schon gut! Hat nichts zu sagen! Er hat einen strammen Ring in der Nase. Wird Euch keinen Streich spielen.“ Darauf der Müller: „Doch meinem Knappen könnt’s übel geraten. Der besorgt mir nachts die Mühle und ich weiß nicht, frag auch nicht, woher er kommt und wohin er geht. Er ist klein wie ein Zwerg, aber stark wie ein Riese, sonst aber freundlich und gut.“ „Es hat ja keine Gefahr“, beruhigt der Bärenführer. „Der Bär wird keinem wehtun, der ihm nicht zu nahe tritt.“

 

Des andern Morgens ist der Mann mit seinem Tier zeitig hinweg, der Knappe aber kommt zum Müller und sagt: „Was ist das für eine Katz heut Nacht im Stall? Die kratzte mich gar sehr.“ „Es war ein Bär“, sagte der erstaunte Müller. Aber der Kleine erwiderte: „Eine garstige, garstige Katz war ’s, die kratzte mich gar sehr. Drum bleib ich bei Euch nimmermehr!“ Rief ’s und fuhr zur Ecke hinaus und den Kodesgrund hinauf. Und Mühle und Müller sahen ihn nie wieder.

 

Quelle: Paul Quensel, Thüringer Sagen, 1926

 

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